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9. Januar 2019
Phayul, www.phayul.com

In Osttibet werden Dalai Lama-Bilder durch Bilder von Xi Jinping ersetzt

Intensivierung der Restriktionen für Tibeter seit der Unterzeichnung des „Reciprocal Access to Tibet Act“

Nachdem die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums erklärte, daß China sich entschieden dem Reciprocal Access to Tibet Act widersetzt, der „den tibetischen separatistischen Elementen nur die falschen Signale sende“, haben die Behörden in China die Angriffe auf den Dalai Lama verschärft und „haltlose Artikel veröffentlicht, womit sie ihre Angst vor dem neuen Gesetz bloßstellen“, erklärte die International Campaign for Tibet (ICT).

Bei dem Reciprocal Access to Tibet Act (1) geht es um den Mangel an Gegenseitigkeit in den Beziehungen zwischen den USA und China. Der Zugang zu Tibet soll für amerikanische Offizielle, Journalisten und andere Bürger erleichtert werden, indem chinesischen Beamten, die für die Einschränkung des Zugangs zu Tibet als verantwortlich gehalten werden, die Einreise in die USA verweigert wird.

Als Antwort starteten die Lokalbehörden in Osttibet eine Säuberungsaktion, um Bilder des religiösen Oberhaupts der Tibeter zu beseitigen und sie durch Bilder des chinesischen Präsident Xi Jinping und anderer chinesischer Staatsführer zu ersetzen.

Tibeter müssen Bilder chinesischer Staatsführer verehren, Bild Tibetan Review

Um die Unterwerfung der Tibeter bei der Verehrung des Bildes von Mao sicherzustellen, ließen die Behörden, wie die chinesischen Staatsmedien berichteten, in dem Tibetisch-Autonomen Kreis Pari (chin. Tianzhu) in der Provinz Gansu ein riesengroßes Thangka, etwa von den Ausmaßen eines Fußballfeldes, mit der Darstellung von Mao Zedong herstellen. Die Kosten dieses durch einen tibetischen Thangka-Maler und das Hua Rui Thangka Art Institute geschaffenen Thangkas belaufen sich auf über 4 Millionen Yuan.

Das Thangka von Mao ist ein feierliches Bekenntnis zur „roten Kultur“ im Hinblick auf den 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China am 1. Oktober 2019. Mao leitete die Invasion Tibets 1949/50 und rang den Widerstand gegen die chinesische Herrschaft nieder, was im März 1959 zur Flucht des Dalai Lama nach Indien in die dortige Sicherheit führte.

Chinas offizielles Sprachrohr The Global Times bezog sich in einem Artikel mit der Überschrift „Tibetische Behörden kritisieren scharf den Dalai Lama, während die USA das Gesetz über gegenseitigen Zugang verabschieden“ auf ungewöhnlich lange und haltlose Leitartikel, die den Dalai Lama für die Serie der Selbstverbrennungen sowie für die landesweiten Proteste von 2008 in Tibet verantwortlich machen.

So beschreibt Tibet Daily, eine chinesische Propaganda-Zeitung in Tibet, in einem Leitartikel den Dalai Lama als „wichtigsten Anführer separatistischer politischer Gruppen, die nach Unabhängigkeit für Tibet streben, das ergebene Werkzeug internationaler gegen China gerichteter Kräfte, die Grundursache für die sozialen Unruhen in Tibet, das größte Hindernis für ein normales Funktionieren des tibetischen Buddhismus und einen Politiker, der sich hinter der Religion verschanzt“.

Seit einigen Jahren kann jeder Ausdruck von tibetischer Identität, der nicht direkt vom Staat gutgeheißen wurde, als „separatistisch“ gebrandmarkt und mit Gefängnis oder noch Schlimmerem bestraft werden. „All dies ist die Ursache weit verbreiteten Schmerzes und von Angst unter den Tibetern und trug zu der Welle der Selbstverbrennungen bei, zu der es seit 2009 in ganz Tibet kam“, bemerkte ICT.

Riesiges Thangka von Mao

Wie der ehemalige politische Gefangene Golok Jigme mitteilt, wurden in der osttibetischen Gegend von Serthar in Sichuan Tibeter, die staatliche Unterstützung zur Linderung ihrer Armut erhalten, angewiesen, Bilder des Dalai Lama aus ihren Häusern zu entfernen und ihre Hausaltäre zu zerstören. Einige Familien wurden sogar gezwungen, Bilder des chinesischen Staatsführers Xi Jinping in ihren Häusern aufzustellen und sich davor niederzuwerfen und Gaben darzubringen.

Aus einer anderen Quelle erfuhr die International Campaign for Tibet, daß die neuen Unterkünfte, die für die umgesiedelten Tibeter in Kham zur Verfügung gestellt werden, mit kleinen Altären ausgestattet sind, aber nicht mit buddhistischen Kultobjekten, sondern mit Bildern der chinesischen Parteiführer.

(1) Am 19. Dezember unterzeichnete Präsident Trump den „Reciprocal Access to Tibet Act“ (RATA), dem zufolge die Behörden der Vereinigten Staaten denjenigen chinesischen Funktionären die Einreise in die USA verweigern können, die US-Diplomaten, Journalisten oder NGO-Mitarbeitern den Zugang nach Tibet verwehren, siehe https://savetibet.de/meldungen/20-12-2018/.